Hier in der Eifel ist es etwas kühler als in der Kölner Bucht. So kommt es, dass auch die Sonnenblumen, die ich ausgesät habe, sich jetzt erst öffnen. Bevor ich die Kerne Ende September ernten werde, beginnt jetzt für diese prächtigen, alten Indianerpflanzen die Blütezeit. Archäologische Ergebnisse zeigen, dass die Sonnenblume schon 2500 v. Chr. in Mittelamerika und an den Ufern der Mississippi angebaut wurde. Die Inkas verehrten die Pflanze, die bis zu ihrer Blüte Blätter und Knospen dem Lauf der Sonne nachführt, als Abbild des Sonnengottes.
Honigbienen und andere Nektarsammler werden von den großen Scheinblüten der Sonnenblume magisch angezogen. In den großen Blütenkörbchen der Pflanze reifen bis zu 15.000 Einzelblüten heran. Die vormännlichen Blüten im Randbereich des Körbchens spendieren gerade reichlich Pollen, wie man gut erkennen kann.
Die von mir heute fotografierte Arbeiterin ist über und über eingestäubt mit der wertvollen Babynahrung für die aktuelle Bienenbrut. Bei der Pollenernte spaziert die Arbeiterin langsam über die jungen Blüten im Randbereich des Körbchens und stäubt ihren ganzen Körper mit dem männlichen Blütenstaub ein. Danach fliegt sie von der schwankenden Sonnenblume auf einen in die Erde gesteckten Holzstab, den ich als Stütze für meine Tomaten benutze. Dort kämmt sie ihr Fell zufrieden mit ihrem Hinterbeinen aus und sammelt den gelben Staub in den Sammelhaaren ihrer Hinterbeine. Mit vollgestopften Hosentaschen fliegt sie dann nach Hause.
Sonnenblumen gehören zu den Sonnenwendern. Darunter versteht man Pflanzen, deren Blüten dem Verlauf der Sonne folgen. Aber die Ausrichtung zur Sonne funktioniert nur bei den heranwachsenden Pflanzen, in denen das Pflanzenhormon Auxin regelt, dass sie Pflanzenzellen an der sonnenzugewandten Seite schneller wachsen, was die Drehbewegung verursacht. Bei der ausgewachsenen Pflanze werden dagegen die Blüten nach Osten hin fixiert. Das bringt für die Samenreifung Vorteile. Insbesondere die Frühaufsteher unter den Bestäubungsinsekten, die Honigbienen, profitieren davon, dass der dunkle Blütenkorb mit seinen zahlreichen Einzelblüten sich schnell erwärmt. Die Insekten verbrauchen in der Folge weniger an Eigenenergie. Die Wärme setzt auch die Pollenproduktion in Gang, die zusammen mit dem frühen Bestäuberbesuch den Fortpflanzungserfolg der Sonnenblumen erhöht.
Sonnenblumen sind übrigens hervorragende CO2 Verwerter. eine große Pflanze bindet pro Tag das in einem Raum von 100 Kubikmetern vorhandene Kohlendioxid. Auf einem Hektar Ackerfläche haben etwa 60.000 bis 70.000 Pflanzen Platz.