Nektar für alle!

Neben dem Gänseblümchen gehört gewiss der Löwenzahn zu den Pflanzen, die schon jedes Kind kennt. Wenn er von Mai bis Mitte Juni die grünen Wiesen mit seinen kräftigen dottergelben Blüten schmückt, dann freut sich mein Imkerherz.

Hier in der Westeifel liefert der Löwenzahn eine reiche Nektarquelle. Die Pflanze aus der Familie der Korbblüter ist ein freigiebiger Pollenspender für das Heer der Bestäuber. Doch wenn der Wind die bis zu 300 Schirmfliegersamen, die jede Pusteblume ausbildet, weit verbreitet, haben die Insektenbesucher diesmal überhaupt nichts für die Bestäubung der Pflanze getan.

Auch wenn der Löwenzahn wie viele andere Insektenpflanzen einen großen Energieaufwand für die Nektarproduktion treibt, ist er bei genauer Betrachtung gar nicht angewiesen auf seine zahlreichen Besucher aus dem Insektenreich. Er gehört zu der Gruppe der Apomikten, ( die es sowohl im Tier- als auch im Pflanzenreich gibt). Sie halten nicht viel von Befruchtung, weil sie ihre Samen auch ohne Bestäubung ausbilden. Und die sind genetisch mit der Mutterpflanze identisch. Mit jeder Generation entstehen also viele kleine Klone, die wiederum Klone bilden, und so weiter.

Nur in Ausnahmefällen kommt es zur Fruchtbildung auf der Basis einer Befruchtung. Durch das Vorherrschen dieser Apomixis ist eine Bestäubung nicht notwendig – und das überrascht doch! Denn es stellt sich die Frage, warum der Löwenzahn so viel Energie in die großen Blütenköpfchen mit ihren mehreren hundert goldgelben, nektarreichen Einzelblüten investiert, auch wenn er die Dienste der Hummeln, Falter und Käfer letztlich nicht „benötigt“.

Worin der Sinn der auffälligen „Freibierstrategie“ der Pflanze liegt, weiß man gar nicht so genau. Eine plausible Erklärung für die auffällige Freigiebigkeit und den Verzicht auf die sinnvolle Lotterie der Gene ist, dass der Löwenzahn bei anderen Pflanzen für einen regelrechten „Bestäuberengpass“ sorgt und damit zu einem geminderten Samenansatz. Folglich sehen sich seine Keimlinge einer geringeren Konkurrenz gegenüber und haben dadurch entsprechende Startvorteile – stehen also auf der „pole position.“ Purer Uneigennutz sieht anders aus.

Auf der Suche nach dem evolutionären Vorteil hat der Löwenzahn womöglich die Verschwendung als sinnvolle Überlebensstrategie entwickelt.

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