Bärlauchblüte

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Die sattgrünen Bärlauchwiesen in unseren Buchenwäldern haben zu blühen begonnen. Ein weißer Blütenschimmer liegt über dem dichten, dunkelgrünen Pflanzenteppich. Auch wenn bei meiner Morgenwanderung die Sonne noch sehr hoch steht, haben sich schon die weißen Blüten mit ihren blassgelben Staubblättern geöffnet. Mich interessiert, wer die Bärlauchblüten bestäubt und ich suche vorsichtig meinen Weg durch die hohen Kräuter. In der Mehrzahl, stelle ich fest, sind es Fliegen, die vom intensiven Geruch nach Knoblauch angezogen werden und auf den offenen Blüten landen. Am häufigsten erkenne ich Schwebfliegenarten, die die Bestäubungsarbeit verrichten.

Bei meinen Beobachtungen entdecke ich auch eine Miniermotte. Sie versteckt sich unter dem Blatt einer Bärlauchstaude. Ihren Kopf mit den überlangen Antennen kann man deutlich erkennen. Sie beobachtet mich neugierig. Als ich näher heran gehe, zieht sie sich unter die Blattunterseite zurück. Ich lasse sie in Ruhe. Die kleinen Falter leben von Baumblättern. Ich denke, sie benutzt die dichten Bärlauchbestände als Versteck. Eine Schwarze Wegschnecke ist dagegen offensichtlich am Verzehr der schmackhaften Bärlauchblätter interessiert.

Bald wird die Zeit des Bärlauch vorbei sein. Noch verströmen die Wälder diesen angenehmen Knoblauchgeruch. Doch in einigen Tagen werden sich die zarten, maigrünen Blättchen der Buchen, die sich jetzt entfalten, dunkelgrün färben und einen dichtes Dach über dem Waldboden bilden. Die eingelagerten Chlorophyllpigmente im Laub der Bäume absorbieren das Licht und wandeln Kohlendioxid in Zucker und Sauerstoff um. Waldluft ist deshalb besonders sauerstoffreich. Die Blätter filtern Stäube aus der Luft und sondern mit den anderen Organismen des Waldes Aerosole ab, denen man antibakterielle und antimikrobielle Eigenschaften zuschreibt. Neben dieser physiologischen Erklärung für unser Wohlbefinden bei Waldspaziergängen können wissenschaftliche Studien auch die psychologisch positiven Wirkungen der Waldatmoshäre belegen: „Im Vergleich zu Aufenthalten in urbanen Umgebungen scheinen Waldaufenthalte antidepressiv und stressreduzierend zu wirken, die kognitive Funktionen zu verbessern und das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem zu stärken.“ [1]

Für viel Pflanzen am Waldboden beginnt dann das Ende ihrer Vegetationsphase. Dort, wo nur wenig Licht hinfällt, kann auch eine Pflanze wie der Bärlauch nicht mehr richtig gedeihen. Die Blätter werden vergilben und der Waldknoblauch wird seine Samen ausbilden, der durch Tiere verbreitet wird. In den Zwiebeln des Lauchgewächses sind dann wieder genügend Nährstoffe für den Austrieb im nächsten Frühjahr gespeichert und der Lebenszyklus des „Waldknoblauchs“ wird dann wieder von vorne beginnen.

Ich habe dieses Geschenk der Natur in den vergangenen Wochen auch für mich selbst genutzt und bei meinen kleinen Wanderungen einige Male eine Handvoll Blätter gepflückt und mit nach Hause genommen. Ich stelle daraus ein schmackhaftes Pesto her. Aber bald gibt es andere Pflanzen, die man dann auch kulinarisch nutzen kann, und auf die ich mich jetzt schon freue.

[1] Die Heilkraft des Waldes – LWF aktuell 119

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