Mistbienen

Ihr Name ist irreführend. Die Mistbiene ist eine Fliege und gehört zur Familie der Schwebfliegen. Ihren wenig charmant klingenden Namen verdankt sie der Tatsache, dass sie ihre Eier in der Nähe von Misthaufen, Jauchegruben oder am Rand von nährstoffreichen Tümpeln mit sich zersetzendem Pflanzenmaterial ablegt. Und natürlich auch, weil sie eine deutliche Ähnlichkeit mit einer Honigbiene hat. Mimikry, so nennt man diese evolutionären Nachahmungen. Den Begriff verwendet man in der Biologie, wenn Tiere oder Pflanzen das Aussehen, die Geräusche oder den Geruch anderer Tiere oder Pflanzen nachahmen.

Schon die Menschen in der Antike sind auf dieses Mimikry reingefallen. Die frappierende Ähnlichkeit mit Honigbienen die Menschen der Antike zu der Annahme verleitetet, Bienen entstünden in den Kadavern von Rindern. Der Mythos entstand im alten Ägypten, hat sich dann aber erstaunlich lange gehalten. Und daraus hat sich dann eine Form von „Bienenzucht“ entwickelt, die abertausende Rinder unnötigerweise das Leben gekostet hat. In seiner Schrift „Georgica“ verbreitet der Dichter Vergil diese Erklärung zur Entstehung von Honigbienen. Noch im Mittelalter findet man diese aus heutiger Sicht abstruse Vorstellung von der Entstehung der Honigbienen.  „creatures that come from oxen are called bees; those that come from horses, are hornets; those from mules, drones;“ heißt es im Aberdeener Bestiarium. Übersetzung: „Die Kreaturen, die vom Ochsen stammen, werden Bienen genannt, die vom Pferd sind Hornissen, die vom Maultier Drohnen.“ [1]

Dabei hätte ein direkter Vergleich der in Frage stehenden Insekten weiter geholfen und man hätte erkannt, dass die Schwebfliegenart keinen Stachel hat und nur zwei Flügel, Bienen dagegen vier. Die Mistliege hat ein schwach ausgebildetes Fluchtverhalten, und lässt sich leicht mit den Händen fangen. Auch das könnte mit der Bienen-Mimikry (Nachahmung) zusammenhängen.

Die Mist,- oder auch Schlammbiene ist ein Wanderinsekt. So wie viele Vogelarten wandert sie im Herbst in den wärmeren Mittelmeerraum, um dann im Frühjahr wiederzukommen. Die Imagines, so nennt man die fertigen Fliegen, besuchen besonders gerne die Blüten von Korbblütlern und Doldenblütlern. Die Blüten des Wiesen-Schaumkrautes, auf der ich das Insekt entdeckt habe, sind sehr nektarreich und werden durch zahlreiche Insekten bestäubt.

Zählungen auf der Schwäbischen Alb haben ergeben, dass diese Fliegenart von einem starken Rückgang betroffen ist. Forscher führen diesen auf den Einsatz von Giftstoffen in der Landwirtschaft zurück.

Das Wiesenschaumkraut liebt nährstoffreiche Böden, ist ein sehr guter Nektarspender und auch wichtig für das Überleben des Aurorafalters. Gemeinsam mit der Knoblauchrauke ist das Wiesenschaumkraut die bevorzugte Nahrungspflanze der Raupe des hübschen Schmetterlings. Nach der Eiablage des Aurorafalters an den Stängeln dieser Pflanzen fressen die Raupen hier bis Juli oder August. Dann verpuppen sich zu einer sogenannten Gürtelpuppe und überwintern.

Bildnachweis Aurorafalter. CC BY-SA 3.0

[1] https://imkermagazin.com/2017/08/10/purlautere-einbildungen-der-poeten/

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