Bärlauchwiesen

Vor einer Woche haben sich die ersten Blättchen des Bärlauch gezeigt, die sich aus dem dicken Laubteppich der alten Buchenwälder ans Licht gekämpft haben. Heute hat sich der Waldboden stellenweise in regelrechte Bärlauchwiesen verwandelt. Mit ihrem sattgrünen Blättern kündigen sie den Frühling an.

Wenn es jetzt wieder etwas trockener wird, wird sich der ganze Buchenwald mit dem schönen Geruch nach frischem Knoblauch füllen. Ich zerkaue einige der frischen Blätter und geniesse den leicht scharfen, würzigen Geschmack des geschätzten Wildgemüses. Allium ursinum , Knoblauch der Bären, nennen die Botaniker die Pflanze. Seine Verwandtschaft mit Schnittlauch, Knoblauch und Zwiebel kann die Pflanze nicht verleugnen. Herrman Löns, Theodor Fontane und andere Schriftsteller haben die Pflanze noch Bärenlauch oder Bärenknoblauch genannt. Wegen ihres milden, aber typischen Lauchgeschmacks hieß sie auch Waldknoblauch.

Der Waldtypus des Bärlauch Buchenwaldes wurde nach ihm benannt. So wie Schneeglöckchen und Buschwindröschen muss das Zwiebelgewächs die wieder wärmer werdende Frühlingssonne in den Monaten März und April bis zu seiner Reifung nutzen. Im Mai wird sich das Laubdach der mächtigen Buchen über ihm entwickelt haben. Bis dahin müssen die Pflanzen ihre Blüten ausbilden, den Samen ausreifen lassen und genügend Nährstoffe für die Überwinterung der Zwiebeln gesammelt haben, um wieder im nächsten Jahr zur gleichen Zeit auszutreiben. Nur so können sie ihr Überleben in der lichthungrigen Welt des Waldes sichern und zurückgezogen unter der Laubdecke auch im kommenden Frühjahr ihren Lebenszyklus wieder von vorne beginnen.

Seine hübschen, weissen, sternförmigen Blüten werden von Schwebfliegen bestäubt. Die Samen des Bärlauchs haften an den Füssen von Wildtieren, die diese im Wald verteilen. Daraus erklärt sich auch die Bildung der großen Horste im Wald. Ein Bärlauchbestand mit einer Fläche von einem Quadratmeter bringt pro Jahr 9.000 Samen hervor. [1] Nach der Blüte vergehen die Blätter des Bärlauchs und er verschwindet. Der Bärlauch ist ein Frostkeimer oder Kaltkeimer. In dieser Hinsicht hat er bei uns in der Eifel gute Bedingungen.

Immer wieder wird vor einer Verwechslung mit den Blättern des giftigen Maiglöckchens gewarnt, dessen Vegetationsperiode sich mit dem Bärlauch überschneidet. Aber man kann durch Verreiben der Blätter zwischen den Fingern leicht riechen, ob man auch die richtige Pflanze pflückt. Und sehen kann man den Unterschied auch. Im Gegensatz zum glänzenden Blatt des Maiglöckchens sind die Bärlauchblätter auf der Unterseite matt und hellgrün.

Auch ich nutze das Wildgemüse. Zu Bärlauchburger, Bärlauchpesto, Bärlauchspätzle, Bärlauchbrot und Bärlauchbutter kann man die Blätter verarbeiten. Um eine ausreichende Menge des Wildgemüses zu sammeln, vermeide ich es, in die Bärlauchhorste achtlos hineinzutrampeln. Grundsätzlich gilt, nie mehr als den eigenen Tagesbedarf sammeln. Ganze Flächen leer räumen sollte sich von selbst verbieten, denn man will ja auch noch im nächsten Jahr das Vergnügen haben. Und in Naturschutzgebieten dürfen prinzipiell gar keine Pflanzen entnommen werden.

Eine gute Alternative zur Wildpflanze ist der Bärlauch aus dem eigenen Garten oder von der Fensterbank. Die Pflanzen hierfür kann man in jedem gut sortierten Gartenmarkt finden.

[1] Christine Riel: Bärlauch: Wurzel, Wachstum und Verwendung im Garten. In: gartenjournal.net. 3. Juni 2023

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